2. Weihnachtsfeiertag (26. Dezember 2021)

Autorin / Autor:
Pfarrerin Jennifer Berger, Stuttgart [jennifer.Berger@elkw.de]

Jesaja 7,10-14

IntentionImmanuel – Gott mit uns – war das Zeichen Gottes für seine große Liebe zu uns. Die Zeichen für Gottes Nähe sind auch heute noch da.

Liebe Gemeinde,
es ist ein urmenschliches Bedürfnis, dass wir uns Zeichen wünschen.
Das kreative Weihnachtsgeschenk als Zeichen für wahre Liebe. Die täglich erhobenen Zahlen als Zeichen für den Wahrheitsgehalt der Aussagen eines Virologen. Das hohe Spendenaufkommen in der eigenen Gemeinde als Zeichen für gelebtes Christsein.
Schon immer haben Menschen Zeichen gebraucht, um bestimmte Dinge zu glauben oder zu verstehen. Und da Gott uns Menschen kennt, weiß er um dieses Bedürfnis nach Zeichen. Der Regenbogen, der im vergangenen Jahr wieder vermehrt in verschiedenen Kontexten zu sehen war, war so ein Zeichen für die Menschen. Gott hat es uns gegeben als Zeichen, dass er seinen Bund hält und nie wieder eine Flut kommen lässt, die alles vernichtet. Passend ist es, dass er heute für Liebe steht und die Anerkennung der Vielfalt, in der Gott uns Menschen geschaffen hat.

Auch Ahas hat Zeichen gebraucht. Der König Judas war mit Jesaja im Gespräch. Aber er hat nicht auf ihn gehört. Seinen Worten nicht geglaubt.
Hören was sie miteinander geredet haben, Worte aus Jesaja 7,10-14:

„Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach:
Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe!
Aber Ahas sprach: Ich will's nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.
Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist's euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?
Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“

Jesaja sagt Ahas, was passieren wird. Wie Gott ein Zeichen setzt, damit auch er erkennt, was die Wahrheit ist. Und das Zeichen haben wir in den letzten beiden Tagen gefeiert: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“

Die Prophezeiung wird wahrJahrhunderte später ist wahr geworden, was Jesaja vorhergesagt hat. Maria, die Jungfrau wurde schwanger und hat einen Sohn geboren. Immanuel. Jesus. Seine Geburt ein Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen und seiner Nähe. Immanuel. „Gott mit uns!“ so heißt der Name übersetzt. Er und sein Leben sind Zeichen dafür, dass Gott mit uns Menschen ist.

Wir kennen die Geschichte, haben sie in den letzten Tagen gehört. Wie der Engel zu Josef kam und ihm die Geburt vorausgesagt hat. Wie Maria erfahren hat, dass sie den Heiland zur Welt bringen wird und wie es dann tatsächlich wahr geworden ist. Wie sie keine Herberge hatten und das Kind in einer ärmlichen Unterkunft geboren werden musste. Wie die Hirten gekommen sind und das Kind angebetet haben. So viele Zeichen gab es rund um die Geburt. Engel sind erschienen, ein heller Stern hat den Weg gezeigt.

Auch heute sehnen wir uns nach Zeichen2000 Jahre später sehnen wir uns wieder nach Zeichen. Jesus wurde geboren und ist für unsere Sünden gestorben, wieder auferstanden, hat den Tod überwunden und ist zurückgekehrt in den Himmel. Daran glauben wir Christen, darauf hoffen wir und doch ist da die Sehnsucht nach Zeichen dafür, dass das alles wahr ist und dass wir nicht umsonst hoffen.

Schon lange sind keine Engel mehr erschienen, die Sterne leuchten nach wie vor, aber wir sehen sie heute anders. Vielen ist es wohl auch ein Stück weit fremd geworden, ihr Leben nach Zeichen für Gottes Nähe zu überprüfen. Vielleicht trauen wir uns auch nicht, Gott um Zeichen zu bitten, wie Ahas damals.

Wir können Gottes Zeichen auch heute noch entdeckenImmanuel. Gott mit uns. Dieses Versprechen Gottes, das gilt auch über das irdische Leben Jesu hinaus. Er ist und bleibt „mit uns“.
In diesen Weihnachtstagen kann das besonders spürbar werden, wenn wir die Zeichen wahrnehmen und deuten.
Im gemeinsamen Gottesdienst ist Gott mit uns. Gleich, ob wir ihn präsent feiern oder online.
In der Weihnachtsfreude ist Gott mit uns, er selbst hat sie uns geschenkt. Unsere menschlichen Zeichen sind doch bei aller Konsumkritik ein Versuch, dieses „Gott mit uns“ erlebbar zu machen. Ob die selbstgestrickten Socken, das neue Haushaltsgerät oder das gute Buch. Die Geschenke sind Zeichen für Weihnachten, an dem Gott Mensch wurde und uns nahe kam.
Er ist aber auch in der Einsamkeit dabei, die viele an diesen Feiertagen erleben. Die Geburt Jesu war kein Fest mit der ganzen Familie. In Armut und Einsamkeit hinein wurde Immanuel geboren. Es hätte auch anders sein können. Auch das ist ein Zeichen. Gott ist keiner, der nur zu den Glücklichen und Reichen kommt. Er ist für alle Menschen und zu allen Menschen gekommen.
In der Liebe unserer Nächsten steckt ein Zeichen für „Gott mit uns“. Gott ist die Liebe und befähigt uns, diese Liebe weiterzugeben.

Gott hat nicht aufgehört, Zeichen seiner Liebe und seiner Gegenwart zu senden. Eines sehen wir hier in der Krippe: Immanuel. Gott mit uns.

Dass wir seine Zeichen entdecken und wir seine Gegenwart in unserem Leben spüren und erleben, das schenke uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

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