2. Advent (07. Dezember 2025)
Lukas 21,25–33
Intention
Die Predigt soll Mut machen, als Christinnen und Christen im Hier und Jetzt aufrecht zu leben, mutig zu sein und im Aufsehen auf Christus zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.
Liebe Gemeinde,
„O Herr, wir warten auf dich!“ Dieses Lied ist mir gerade in diesen Adventstagen besonders im Sinn. Es ist aus dem Gotteslob. „O Herr, wenn du kommst, wird die Welt wieder neu“, so beginnt es und im Refrain heißt es: „O Herr, wir warten auf dich!“ Ja. Das tun wir. Besonders in diesen Tagen. Wir warten auf Gott, dass er kommt und unsere Welt verändert. Besser macht.-
Und wenn ich meinen Schülerinnen und Schülern zuhöre, dann wird mir das Warten noch dringlicher. Dann hoffe ich, dass wir nicht mehr lange warten müssen, denn es ist wirklich dringend. Es wird mir manchmal angst und bange. Nicht, weil sie zur Generation Z und Generation Alpha gehören, sondern weil, besonders bei den geflüchteten Schülerinnen und Schülern, in ihrem Alltag so oft die Hoffnung und Zuversicht fehlt. Viele von ihnen haben Kriege erlebt, sind mit Hass auf Menschen aufgewachsen, die sie größtenteils gar nicht kennen. Aber auch viele von den Schülerinnen und Schülern, die in Deutschland geboren sind, haben Angst vor der Zukunft. Vor Überforderung. Sie müssen klarkommen mit vielen Faktoren, die große Unsicherheiten auslösen: Wohin werden antidemokratische Parteien Deutschland bringen, welche direkten Folgen für die Menschen verursacht der Klimawandel und wie wird sich der Hass und die Machtgier Einzelner auf die Welt weiter auswirken? Da ist oft wenig zu spüren vom Tatendrang und der Lust die Welt zu entdecken, die wir ihnen so sehr wünschen würden.
Aber es sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler, die sich vor der Zukunft fürchten. Auch wir Erwachsenen haben Sorgen und Ängste. Gleich, zu welcher Generation wir gehören. Ganz unterschiedliche Themen sind das, die uns den Schlaf rauben oder graue Haare wachsen lassen: die Rente, der Klimawandel, die Wirtschaftskrise, Kriege, familiäre Probleme, die eigene Gesundheit und so vieles mehr. Da bleibt uns manchmal nur noch zu seufzen: „O Herr, wir warten auf dich.“
Und genau da hinein spricht der Predigttext aus dem Lukasevangelium. Es geht um die Endzeit, um Standhaftigkeit und Hoffnung trotz allen Leidens. Hören wir auf die Worte aus Lukas 21:
„Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“
Auch wenn die Worte in die damalige Zeit sprechen, so ist es, als wären sie für uns heute formuliert.
Wir müssen nicht zittern, sondern sollen in allem Leiden aufsehen und den Kopf nicht hängen lassen. Wir sollen unsere Köpfe erheben. Weil sich unsere Erlösung naht. Weil unsere Zukunft golden ist, weil wir voller Hoffnung durch die Angst und Furcht hindurchsehen können, weil wir zu dem gehören, der niemals vergehen wird und dessen Worte ewig Bestand haben. Zu unserem Dreieinigen Gott, der sich uns in Christus offenbart hat, indem er Mensch wurde.
Und so ist es auch im eben genannten Lied formuliert:
„O Herr, wenn du kommst, jauchzt die Schöpfung dir zu,
denn deine Erlösung wird alles befrein.
Das Leid wird von all deiner Klarheit durchstrahlt.“
Nach Jauchzen ist uns doch oft genug nicht. Vielmehr lechzen wir nach Erlösung. Wir und die gesamte Schöpfung. Wir lechzen nach Erlösung und da hinein wird uns versprochen, dass dieses Lechzen umgekehrt wird in Jauchzen. Wir werden jauchzen, weil wir befreit werden von allem Leiden, von aller Angst, von aller Sehnsucht.
„O Herr, wenn du kommst, hält uns nichts mehr zurück. Wir laufen voll Freude den Weg auf dich zu. Dein Fest ohne Ende steht für uns bereit.“ So heißt es in dem Lied, und so sagt es auch der Evangelist Lukas. Gottes Wort wird nicht vergehen. Gleich, wie die Welt auch tobt, sein Wort bleibt bestehen, und es wird eine Zukunft mit ihm und bei ihm geben. Über alles Toben, Brausen, Wogen und Wanken hinweg.
Was für eine Perspektive ist das, was für ein Perspektivwechsel, den wir als Christinnen und Christen erleben. Wir müssen uns nicht niederdrücken lassen, angesichts des Leides auf der Welt und in unserem je eigenen Leben. Wir können aufsehen, unsere Köpfe erheben und zuversichtlich und mutig in diese Zukunft gehen, denn es wird eine gute Zukunft sein: voller Freude, voller himmlischer Ewigkeit. Gottes Reich ist nahe, sein Wirken hat schon begonnen. Wir wissen heute nicht, wie nahe seine Vollendung tatsächlich ist. Aber wir können in der Gewissheit und in der Hoffnung leben, wie die Jünger damals, dass es bald kommt.
„O Herr, wir warten auf dich.“ Jetzt im Advent, aber auch darüber hinaus.
Und in diesem Warten liegt Hoffnung, liegt Zuversicht, Kraft und Mut, weil das Warten nicht im Jesus-leeren Raum geschieht, sondern in seiner Gegenwart. Wie es im Lied „O Herr, wenn du kommst“ formuliert ist: „denn heute schon baust du dein Reich unter uns und darum heben wir froh unser Haupt“. Schon jetzt beginnt Gottes Reich zu wirken, schon jetzt hat es begonnen, schon jetzt wird es gebaut. Indem wir füreinander da sind, füreinander einstehen, von unserer Hoffnung erzählen, als Christinnen und Christen für die Werte, die Jesus uns vorlebt in unserer Gesellschaft einstehen. Da zeigt sich sein Reich schon jetzt. „Und darum erheben wir froh unser Haupt“. Das ist da möglich, wo wir auf Christus schauen und seine Hoffnung in uns wirken lassen.
Wir dürfen uns aufrichten lassen vom Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Im Warten. Ja, sogar im Leiden. Weil der uns aufrichtet, dessen Wort ewig besteht und dessen Herrlichkeit in Ewigkeit bleibt: Unser dreieiniger Gott selbst.
Darum: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! Amen.
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