1. Sonntag nach Epiphanias (08. Januar 2023)

Autorin / Autor:
Pfarrerin Jennifer Berger, Stuttgart [jennifer.Berger@elkw.de]

Johannes 1,29-34

IntentionDie Predigt ermutigt dazu, einen eigenen Weg zu finden, auf Jesus hinzuweisen und das Leben in seinen Dienst zu stellen.

Liebe Gemeinde,
es ist noch nicht so lange her, da haben wir an den Moment gedacht, als der ungeborene Johannes, der spätere Täufer, im Bauch seiner Mutter Elisabeth gehüpft ist. Es war damals, als die schwangere Maria ihre Verwandte Elisabeth besuchte. Sobald das Baby in Elisabeths Bauch den Gruß der Mutter Gottes hörte, da hüpfte es in ihrem Leib.
Johannes überkam damals eine erste Ahnung vom Messias Jesus. Später wurde es seine Aufgabe, seine Lebensaufgabe, auf den Mariensohn, den Messias Jesus von Nazareth, hinzuweisen.
Johannes führt ein Leben als Wegbereiter. Er weist auf denjenigen Sohn hin, der viel größer und wichtiger ist als er selbst. Seinen Höhepunkt findet dieser Dienst Johannes des Täufers in der Taufe Jesu. Johannes wird es sein, der Jesus taufen soll, als dieser bereit ist, sich als Messias zu zeigen: zu predigen, zu heilen und zu verbinden. In der Taufe Jesu geschieht dann das unheimliche und zugleich für alle sichtbare und hörbare Zeichen Gottes. Gottes Geist „fährt herab“ auf den Sohn wie eine Taube, und eine Stimme spricht. Johannes und andere verstehen, dass da nicht irgendwer getauft wird, sondern der Sohn Gottes selbst.
Es ist, als ob Johannes auf diesen Moment hinlebt. Anschließend ist sein Leben ein anderes. Hören Sie selbst aus dem Evangelium (Johannes 1, 29-34):

„Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: ‚Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er offenbar werde für Israel, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser.‘ Und Johannes bezeugte es und sprach: ‚Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.‘"

Christus erscheint in der WeltImmer wieder haben wir in den letzten Wochen vom Kommen Gottes in Jesus, von der Erscheinung Christi in der Welt, gehört. Und seit seiner Taufe ist dies für noch mehr Menschen erkennbar. Für alle sichtbar fährt eine Taube herab auf Jesus, während dieser im Jordan steht und seine Taufe durch Johannes empfängt. Der Geist Gottes kommt auf Jesus und bezeugt: Da steht Gottes Sohn und nicht irgendein Mensch, auch nicht irgendein besonderer Mensch. Da steht der Messias. Da steht der von Jesaja verheißene Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst, dessen Geburt wir an Weihnachten miteinander gefeiert haben.
Johannes’ Aufgabe ist und war es, auf Jesus hinzuweisen: auf das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegträgt. Johannes hat bereits eine Ahnung davon. Ihm ist bewusst, dass da nicht irgendeiner steht. Er weiß, dass Jesus das Lamm Gottes ist, das die Sünde der Welt hinwegträgt. Auch seine eigene, die Sünde des Johannes. Johannes spürt, dass derjenige, für den er den Weg bereitet, anders ist als alles, was bisher gewesen ist.
Für manche könnte dieser Dienst eine schwierige, fast unmögliche Aufgabe sein. Ihr Ego würde sich dagegen sperren. Der Wunsch, selbst wichtig zu sein, selbst derjenige zu sein, auf den die Welt wartet, wäre größer. Für Johannes ist das nicht so. Seine Rede ist auch keine Abrechnung, kein bitterer Rückblick – es ist eine Rede voller Hoffnung und Zuversicht. Denn Johannes wusste, wie wichtig es ist, auf Jesus hinzuweisen. Genau dadurch wird der Täufer wertvoll und wichtig für das Evangelium.

Johannes folgt Jesus radikal nachJohannes führt seine Aufgabe mit aller Konsequenz aus. Das führt dazu, dass er in der Kunst als ein wilder Mann dargestellt wird. Er ist mit Fellen bekleidet und ernährt sich von wildem Honig und Heuschrecken. Johannes steht so für eine unbedingte, entschlossene Nachfolge Jesu. Uns Heutige irritiert diese Klarheit und Bedingungslosigkeit vielleicht. So verhalten wir uns nicht, und doch – vielleicht kann Johannes uns genau darin ein Vorbild sein. Er richtet sein Leben als Ganzes darauf aus, auf Jesus hinzuweisen. Wie schön lebt er uns vor, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Sich selbst zurückzustellen, um auf einen anderen hinzuweisen – auf den, der in Person das Lamm Gottes ist, das die Sünde der Welt hinwegträgt.
So sehr wir uns auch bemühen, das für einen Menschen Wichtigste können wir nicht von uns aus tun. Wir können niemanden wirklich retten, wir können niemandem die Schuld abnehmen, die er auf sich geladen hat, die Sünde. Das kann allein Jesus. Auf ihn zu verweisen, war Johannes’ Aufgabe. Auf Jesus hinzuweisen, kann auch unsere Aufgabe sein.
Wie wertvoll und wichtig ist ein Leben, das auf Jesus hinweist. Das muss gar nicht so sein wie bei Johannes. Statt Askese und Zurückgezogenheit, statt Wildheit und Absolutheit, wie Johannes sie gelebt hat, könnten unsere Hinweise durch Freundlichkeit oder Milde im Urteilen, durch zuvorkommendes Verhalten oder Taten der Liebe erfolgen.

Wir weisen mit unserem Leben auf Jesus hinHinweise auf Jesus erfolgen am besten so, wie sie unserem Leben entsprechen. Vielleicht helfen wir anderen in aller Stille oder singen fröhliche Lieder zur Ehre Gottes und Jesu. Vielleicht leben wir nach Jesu Gebot und zeigen dadurch anderen: Du bist gut, so wie Gott dich geschaffen hat. Lassen Sie uns da sein für unsere Nächsten und nicht wegschauen, wo Unrecht geschieht.
Es gibt so viele Wege, auf Jesus hinzuweisen, und ein Leben zu leben, das ihn ehrt. Bestimmt finden wir darin unseren ganz eigenen Weg. Wir können Johannes nicht einfach nachahmen, aber ihn doch als Vorbild nehmen. Wir können ähnlich wie Johannes Wegbereiter sein für Jesus, der das Lamm Gottes ist und die Sünde der Welt hinwegträgt: der unsere Sünde wegnimmt und für uns trägt. Er macht es möglich, dass wir eines Tages ganz bei Gott sind. Ohne Abstriche, ohne Kompromisse, ohne Schuld. Jesus sei Dank! Wir sind und bleiben in Gottes Hand geborgen.
Johannes zeigt es uns Jesus, und so erkennen wir: Dieser ist Gottes Sohn.
Dass wir das erkennen – mit Herz, Sinn und Verstand – und dann unser Leben ganz danach ausrichten, das schenke uns allen Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

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