Osternacht (19. April 2014)

Autorin / Autor:
Pfarrerin Magdalene Simpfendörfer-Autenrieth, Weinstadt [mautenrieth@grossheppacher-schwesternschaft.de]

2. Timotheus 2, 8

I. Vorbereitung
Sprecher: kleine Lesegruppe mit festen Rollen (3-4 Erwachsene, 1 Kind oder Konfirmand/in)
Osterfeuer (Feuerkorb), große Osterkerze (Taufkerze)
Für die Rituale: Kleine bis mittlere Steine, Taufwasser, kleine Tauf- bzw. Osterkerzen, Brotstücke in kleinen Körben
Liedblatt: Ablauf, Gesänge aus Taizé, Choräle, Gebete oder besondere Hinweise
Musik: Die Orgel oder eine kleine Schola spielen oder singen die Lieder an und unterlegen leise die zahlreichen Lesungen musikalisch. Vielfache Wiederholung der Taizélieder macht Mitsingen möglich. Beachten: Für die Wechselprozession in der dunklen Kirche braucht es im Hintergrund etwas Licht!

II. Durchführung
Vor der Kirche brennt das Osterfeuer.
Die Osternachtgemeinde nimmt in der dunklen Kirche Platz. Am Eingang erhält jede/r einen kleinen Stein und eine kleine Osterkerze/Taufkerze. Die Osternachtfeier beginnt in der dunklen Kirche. Die Orgel beginnt, die Osterkerze wird am Osterfeuer entzündet und in die dunkle Kirche getragen mit dem Ruf: Christus das Licht.
Ein matter Schein erleuchtet jetzt die Kirche.

Einleitung:
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Heute Nacht suchen wir die Verbundenheit und die Gemeinschaft untereinander und mit Christus. Wir hörten von Verrat und Gefangennahme. Wir hörten vom Tod des Unschuldigen. Die Nacht ist dunkel und tief; wir brauchen Orientierung. Unsere Zweifel sind oft größer als unsere Hoffnung; wir sehnen uns nach Licht. Vergessen droht über uns zu kommen; wir brauchen die Erinnerung.

2. Sprecher/in am Altar: Heute Nacht gilt uns der Weckruf des Apostels:
Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist.
Darum wollen wir uns nun in dieser nächtlichen Wache an die Heilsgeschichte Gottes mit uns erinnern lassen.

Eine/r: Lasst uns Gott bitten:
Gott aller Menschen, die Sehnsucht nach dir führt uns zusammen. Unser Glaube ist klein und schwach. Wir bitten dich: Entzünde dein Licht auf dem Grund unserer Seele, eine Flamme, die nicht mehr erlischt. Öffne unsere Herzen und unsere Ohren für dein Wort. Gib heiligen Geist in unseren Geist, damit wir das Geheimnis deiner verborgenen Gegenwart in uns aufnehmen können. Rühr uns an mit deiner Kraft.

Lied: „Im Dunkel unsrer Nacht entzünde dein Feuer, das nie mehr erlischt, das niemals mehr erlischt...“ (Dans nos obsurcités Nr.1, Gesänge aus Taizé)

1. Station des Erinnerns: Die Schöpfung
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Die Nacht ist dunkel und tief. Vergessen droht über uns zu kommen.
Wir lassen uns heute Nacht erinnern an das, was wir eigentlich wissen. Wir gehen zurück bis an den Anfang. Die Geschichte Jesu beginnt nicht an Weihnachten. Seine Geschichte beginnt mit der Erschaffung der Welt. Seine Geschichte ist Gottes Geschichte mit uns. Wir erinnern uns an den Anfang der Welt, an den Ursprung des Lebens. Wir erinnern uns an die Macht Gottes, der das Licht ruft und das Dunkel zurückweichen lässt, der uns zerbrechliche Menschen erschaffen hat, sein Ebenbild zu sein.

2. Sprecher/in: Wir hören die Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1, 1-2,4)

Lied: Laudate Dominum (Nr.10 , Gesänge aus Taizé)

2. Station des Erinnerns: Die Sintflut
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Die Nacht ist dunkel und tief. Gottvergessenheit will über uns kommen. Unsere Sorgen und unsere Ängste drohen, die kleine Flamme der Sehnsucht nach Gott in uns zu ersticken. Wir leiden an unserer Ohnmacht angesichts vieler Probleme, die uns einengen. Überall scheinen sich Unrecht, Ungerechtigkeit und Gewalt durchzusetzen. Viele Menschen sind auf der Flucht, leiden und kommen um. Wir fragen oft: Wo ist Gott?

2. Sprecher/in: Wir lassen uns erinnern an den Schwur, den Gott sich gegeben hat: Nicht Untergang und Vernichtung will Gott für seine Menschen, sondern heilvolles und gesegnetes Leben: Sintflutgeschichte: 1. Mose 6, 5-9; 7, 1-5.23.24; 8, 13.15-17

Eine/r: Lasst uns Gott bitten:
Gott, unser Vater im Himmel, das unbegreifliche Leiden unschuldiger Menschen verstört uns. Wir bitten dich um dein Erbarmen. Wir bitten dich für alle, die in Not und Bedrängnis sind. Beflügle die Herzen derer, die den Frieden vorantreiben können. Uns allen schenke Licht und heiligen Geist. Wir haben nur dich und haben nur uns und nur diese eine Welt.

Lieder: Dona la pace Signore (Nr . 53, Gesänge aus Taizé); „Kommt, herbei, singt dem Herrn“ (EG Württemberg 601, 1-6)


3. Station des Erinnerns: Der Durchzug durch das Rote Meer
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Die Nacht ist dunkel und tief. Glaubensvergessenheit will über uns kommen. Manchmal fühlen wir uns wie gefangen in unseren Verhältnissen, in unserem Alltag. Wir fühlen Ansprüche auf uns lasten, Erwartungen, die uns niederdrücken. Wir suchen Freiheit auf vielfältige Weise und kommen doch nicht wirklich weiter; wir bleiben verstrickt, schuldig, unfrei. Befürchtungen, Sorgen und Ängste engen uns ein. Unser Lebensmut ist klein. Wir fragen uns manchmal: Ist das alles?

2. Sprecher/in: Wir lassen uns erinnern, wie Gott sein Volk in die Freiheit geführt hat auf unerwartete Weise, gegen alle vernünftige Einsicht, gegen alle niederziehenden Kräfte:
2. Mose 14,15 – 30a; 15,1.2.4.6

Eine/r: Lasst uns Gott bitten:
Gott unser Vater, nichts ist für dich zu groß, und keiner ist dir zu gering.
Du hast die Macht, dem Wasser des Meeres zu gebieten. Du hast dein Volk Israel durch das Rote Meer aus der Knechtschaft fremder Mächte in die Freiheit geführt. Durch das Wasser der Taufe tauchst du auch uns ein in das große Versprechen der Freiheit: Die Macht des Todes darf keine Macht über uns gewinnen. Alles, was uns von dir trennen will, alles, was dein Bild in uns trüben will, soll bei unserer Taufe in die Tiefe des Todes Jesu Christi versenkt werden.

Lied: „Bless, the Lord, my soul“ (Nr. 5, Gesänge aus Taizé)

Einladung zu einem Ritual mit Wandelprozession (musikalisch begleitet):
Lasst uns eine Prozession durch unsere Kirche machen. Auf dem Taufstein steht die Taufschale bereit: Taufwasser ist Osterwasser. Es symbolisiert das Zeichen eines neuen Anfangs und der Reinigung. Wir nehmen von dem Osterwasser, berühren unsere Augen, um sie zu reinigen, damit sie das Geheimnis neuen Lebens sehen. Wir berühren mit dem Osterwasser unsere Stirn, um unser Denken zu reinigen, unseren Mund, um Worte zu sagen, die bei anderen Mut und neues Leben wecken. Wir berühren damit unsere Ohren, um hellhörig zu werden für die leise Stimme Gottes.

Nach der Wandelprozession wird an der Osterkerze eine kleine Taufkerze entzündet. Das Licht wird durch die Reihen weitergegeben. Die Gemeinde singt: „Christus dein Licht.“ Wenn alle Taufkerzen brennen, werden auch die Altarkerzen entzündet.

Lied: „Christus dein Licht..“ (Nr. 9, Gesänge aus Taizé)

4. Station des Erinnerns: Wir sind getauft auf den Namen des dreieinigen Gottes
Kind: Gott hat seine Welt so sehr geliebt, dass er ihr seinen einzigen Sohn gab. Nun werden alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
1. Sprecher/in: Die Taufe bedeutet Reinigung von allem, was in uns gegen Gott steht. Die Taufe stellt uns in Gottes Licht als seine Söhne und Töchter. Ostersonntag ist traditionell der Tauftag der Christen. Licht und neues Leben gehören zusammen.
Jeder Sonntag braucht ein Oster- oder Tauflicht, das uns erinnert!

Lied/ Glaubensbekenntnis: „Wir glauben Gott im höchsten Thron“ (EG 184)

2. Sprecher/in: So wie damals die Gemeinde in Rom werden wir heute von Paulus an die Bedeutung unserer Taufe erinnert: Lesung: Römer 6, 3-11

Lied: „Ich bin getauft auf deinen Namen“ (EG 200 in Auswahl)

5. Station des Erinnerns: Durch die Nacht blicken
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Die Nacht ist dunkel und tief. Aber wir blicken auf. Schauen durch die Nacht hindurch auf das Licht, das uns aus der Zukunft entgegenscheint. Die Weltgeschichte folgt nicht blindem Zufall, sie läuft auf ein Ziel zu. Das Ziel wird gut sein. Wie an ihrem Anfang, so wird auch an ihrem Ende Gott sein. Auch am Ziel unseres Lebens wird Gott sein.

2. Sprecher/in: Unsere christliche Hoffnung finden wir bezeugt im Buch der Offenbarung, auf den letzten Seiten der Heiligen Schrift: Offenbarung 21, 1-5a

Lied: „Laudate omnes gentes“ ((Nr. 23, Gesänge aus Taizé)

6. Station des Erinnerns: Christus ist auferstanden!
Kind: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
1. Sprecher/in: Die Nacht findet ein Ende, der helle Ostermorgen zieht herauf. Mit dem Morgen kommt die Gewissheit: Der gekreuzigte Christus ist dem Tod entwunden. Gott ist stärker als unser Tod! Der Auferweckte trägt die Nägelmale der Kreuzigung: Leid und Schmerz sind nicht Episode. Sie bleiben in seine Gegenwart eingegraben. So wird uns sein Leben Modell.

2. Sprecher/in: Wir lassen uns erinnern an die Ostergeschichte, wie sie im Evangelium bezeugt ist: Johannes 20, 1- 18

Eine/r: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Lasst uns mit diesen Worten einander grüßen!

Lied: „Auf, auf mein Herz mit Freuden“ (EG 112 in Auswahl)


7. Station des Erinnerns: In den Ostermorgen gehen
Kind: Was unterscheidet den Ostermorgen von allen anderen Morgen?
1. Sprecherin: Wir sehen diesen Morgen im Licht der Ostergeschichte, im Licht des Neuwerdens. Wir vergegenwärtigen sie für uns in den Osterzeichen: Osterwasser, Osterlicht, der Ostergruß, den wir weitergeben können. Die Steine, die wir anfangs bekommen haben, tragen wir noch bei uns: Sie symbolisieren den großen und kleinen Ballast, den wir gewöhnlich mit uns herumschleppen: Schuld, Angst, Zweifel, Scham und Sorgen. Wir dürfen sie am Ostermorgen symbolisch in das Grab Jesu versenken. Der Osterspaziergang gibt uns später die Gelegenheit, sie irgendwo bewusst abzulegen. Und dann gibt es noch ein letztes Zeichen an diesem Morgen: Osterbrot!

2. Sprecher/in: Wir lassen uns zuletzt noch erinnern an die Geschichte, die sich am Ostertag auf dem Weg nach Emmaus zugetragen hat: Lesung Lukas 24, 13 – 24; 28-31.a

Eine/r nimmt einen Brotkorb vom Altar: Lasst uns Brot mitnehmen für den Heimweg oder für einen Osterspaziergang. Teilen Sie das Brot unterwegs miteinander. Sprechen Sie über Ihre Hoffnung. Sprechen Sie über Ihre Sehnsucht nach Leben und Auferstehung!

Lied: „Laudate Dominum“ (Nr.10, Gesänge aus Taizé)

Eine/r: Alle unsere Bitten und unseren Dank fassen wir zusammen mit dem Gebet, das uns Jesus gelehrt hat: „Vater unser im Himmel …“
Geht hinaus in den Ostermorgen unter dem Segen des Herrn:
„Der Herr segne euch und behüte euch …“

Hymnus: „Christ ist erstanden“ (EG 99)


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