4. Advent (21. Dezember 2025)
2. Korinther 1,18-22
Intention
Die Predigt soll versichern: Im Advent freuen wir uns auf das Christfest, denn in Christus sagt Gott nicht „Nein“ zu uns. Er sagt auch nicht „Okay“. In Christus sagt Gott mit eindeutigem Ernst: „Ja“.
Okay, liebe Gemeinde, jetzt beginnt die Predigt. Wir hören auf Gottes Wort aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 1 (18-22). Da schreibt der Apostel Paulus:
„Gott ist mein Zeuge, dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein zugleich ist.
Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm.
Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.
Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt
und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.“
Liebe Gemeinde, wie großartig wäre es, wenn das meistbenutzte Wort der Welt reine Zustimmung ausdrückte? Wenn das bekannteste Wort der Welt also „Ja“ hieße? Heißt es aber nicht. Natürlich auch deshalb, weil „Ja“ schon ein paar Länder weiter „Oui“ heißt, oder „Yes“, oder „Si“, oder „Evet“.
Ok ist das meistbenutzte Wort der Menschen
Als das bekannteste und meistbenutzte Wort der Welt gilt „Ok“. Es gehörte zu den ersten Worten, die auf dem Mond fielen. „Ok, engine stop“, sagte Buzz Aldrin nach dem Aufsetzen auf der Mondoberfläche. „Okay, Motor aus.“ Das Wort kann auch reichlich bescheuert klingen, wie das „Okily-Dokily“ in der Fernsehserie Simpsons. Und weil es so weit verbreitet ist, wundert es nicht, dass man den Google-Assistant anredet mit „Ok, Google“.
„Okay“ ist überall. „Okay“ hat einen großen Vorteil. Wer „Okay“ sagt, muss nicht „Ja“ oder „Nein“ sagen. Mit „okay“ kann man beides gleichzeitig sagen: ein „Ja“, welches sich die Möglichkeit zu „Nein“ vorbehält.
„Okay“ kann einfach „Ja“ heißen. Oder auch nur: „Wie bitte!?“ Mit „Okay!“ kann man um Aufmerksamkeit werben, wie am Anfang dieser Predigt.
Sehr beliebt ist auch das „Ich-tu-so-als-hörte-ich-dir-zu-Okay“. Der Eine sagt: „Ich habe mir ein Auto gekauft“, „Ich höre gerne Beethoven“ oder „Ich habe neuerdings Bluthochdruck“. Und der Andere antwortet: „Okay!?“ Soll heißen: „Ist ja dermaßen interessant! Und ich höre dermaßen aufmerksam zu!“
Auch sehr gebräuchlich: das Okay der Zustimmung unter Vorbehalt. Etwa so: „Schatz, ich habe mir eine neue Hose gekauft!“ Antwort: ein langgezogenes, hinten im Ton ansteigendes „okayyyyy!?“ Soll heißen: „Ja, ich sehe das neue Beinkleid!“ und gleichzeitig: „Nein, steht dir nicht!“ Ein „Ja“, das sich die Möglichkeit des „Nein“ vorbehält.
Stellen Sie sich vor, Sie stünden vor diesem Altar und würden konfrontiert mit der Frage: „Willst du deiner Frau/deinem Mann treu bleiben, bis dass der Tod Euch scheidet?“, und Sie antworten: „Okay“!?
Oder stellen Sie sich vor, Sie bitten den Allmächtigen: „Lieber Gott, mach’ mich fromm, dass ich in den Himmel komm’!“ und Sie erhalten als Antwort: „Okay“!?
Da wüssten wir nicht, woran wir sind. Sagt Gott jetzt „Ja“? Oder sagt er „Nein“? Vermutlich beides: „Ja, wir versuchen’s mal, dass du in den Himmel kommst.“ Und „Nein, ich glaub’ nicht, dass das was wird.“
Wenn das Wörtchen „Okay“ es in seiner Karriere bis in den Mund Gottes geschafft hätte, dann wüssten wir nicht, wem wir überhaupt vorbehaltlos vertrauen könnten.
Das Wörtchen hat’s aber nur bis zum Mond geschafft. Nicht in den Himmel. „Okay“ ist ein zutiefst irdisches Wort. Gott sagt nicht „okay“.
Gott sagt Ja
Gott sagt „Ja“ in seinem Sohn Jesus Christus. Denn von ihm, vom Sohn Gottes, Jesus Christus, lässt sich dieser wunderschöne Satz sagen: Es war Ja in ihm.
Gibt es etwas Schöneres zu sagen über eine Frau oder einen Mann als dieses: „Es ist Ja in ihm“? Kennen Sie Menschen, bei denen Sie genau dies erleben: Es ist jetzt in diesem Moment für einen Augenblick Ja in ihr oder ihm? Ja zu dir, zu Ihnen als Mensch?
Nicht nur: Du bist schon okay. Sondern für diesen Moment ein reines „Ja“ ohne Vorbehalt. Einen Augenblick erfahren, wie man angenommen ist. Akzeptiert, als der, der man ist. Geliebt, als die, die man ist. Bejaht.
Das Besondere an Jesus Christus: Von ihm lässt sich das nicht nur momentweise sagen. Der ganze Jesus Christus war und ist allezeit „Ja“. Und er trägt kein bisschen „Nein“ in sich. Denn Jesu „Ja“ hebt das „Nein“ auf. Jesu „Ja“ ist dem „Nein“ abgetrotzt.
Denn Gott kann durchaus auch „Nein“ sagen. Gott sei Dank! Ohne „Nein“ geht es nicht. Ohne „Nein“ käme doch immer nur „Okay“ raus.
„Okay“ im Sinne des Wortes. Das meistbenutzte Wort der Welt kam nämlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Es entstand als Spaß. Ein amerikanischer Journalist nutzte „OK“ als bewusst falsche Abkürzung des Ausdrucks „all correct“. Statt „A“ und „C“ verwendete er die Buchstaben „O“ und „K“. So wurden sie wohl ausgesprochen: „Ok“ heißt „alles korrekt“.
Oder: „Alles gut“. Das schwätzt ja auch jeder dauernd raus: „Alles gut“. Wenn Sie im Restaurant beim Bezahlen kein Trinkgeld geben und das begründen mit: „Ich habe leider kein Kleingeld mehr.“ Dann antwortet die Bedienung „Alles gut!“ und denkt vielleicht das Gegenteil.
Die Leute meinen es bestimmt nicht böse, wenn sie das sagen; im Prinzip meinen sie es sogar „gut“. Aber sie sagen es zu oft. Und wenn alles immer „gut“ ist, dann ist letztlich alles egal.
Wenn Gott immerzu „Ja“ sagte, dann käme auch nur das raus. „Alles gut“. Dann käme ein großes „Okay“ raus, selbst dort, wo nichts gut ist. Es wäre ein „Okay“ Gottes im Sinne von: „Ja, Menschenskind, ich mag dich schon irgendwie.“ Aber „Nein“, im Grunde interessiert mich nicht wirklich, was du tust.“
Gott sagt nicht „Alles gut“. Denn wir interessieren ihn wirklich. Gott sagt auch nicht „Okay“. Denn er findet uns nicht lediglich irgendwie okay.
Wir sind Gott nicht egal
Gott liebt uns. Darum ist es ihm nicht egal, wie wir uns benehmen und was wir tun und lassen. Wenn wir uns danebenbenehmen, wenn wir das Falsche tun und das Richtige lassen, dann sagt er „Nein“ dazu. Weil er uns liebt.
Theologisch gesprochen: Gott sagt „Nein“ zur Sünde, damit er „Ja“ zum Sünder sagen kann. Im Grunde könnte er auch zu uns Sündern „Nein“ sagen: „Nein, wie du dich benimmst, was du tust und lässt, mein lieber Mensch, das gefällt mir nicht. Und damit gefällst du mir nicht. Gott könnte „Nein“ zu uns sagen und wir müssten es ertragen.
Müssen wir aber nicht. Jesus Christus erträgt es für uns, das Nein. Er hat es ans Kreuz getragen, hat es hinaufgehoben. Und damit ist es aufgehoben. Das „Jesus-Ja“ hat einen ernsten Unterton, denn es ist dem „Nein“ abgetrotzt. Daher ist vom Himmel kein „Nein“ zu hören, nicht einmal ein blödes „Okay“. „Es war Ja in ihm.“
Liebe Gemeinde, an diesem ernsten Ton im Advent hören wir, wie ernst Gott das alles meint. Wie wichtig wir ihm sind. Wie wichtig es ihm ist, zu uns „Ja“ zu sagen. Es kommt von Herzen. Es geht dabei ja auch um seinen Sohn.
Und Gottes „Ja“ geht zu Herzen. Durch seinen Heiligen Geist. Gott hat mit diesem „Ja“ in unsere Herzen den Geist gegeben. Paulus sagt. Gott ist’s aber, der uns fest macht (…) und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.
Wir können uns nicht oft genug erinnern: Wir sind getauft. Im Wasser unserer Taufe erhielten wir das Gütesiegel: Von Gott bejaht. Und mit diesem „Ja“ gab uns Gott seinen Geist ins Herz. Mit ihm tragen wir Gottes „Ja“ im Herzen. Von dort aus entfaltet es seine betörende Wirkung.
Gottes herzliches „Ja“ wirkt auch dann, wenn die Welt uns ein herzlos „Nein“ hören lässt:
• Ob ein Misserfolg uns in Frage stellt.
• Ob ein Mensch uns seine Ablehnung spüren lässt.
• Ob ich mich dabei erwische, wie ich meine eigenen Ja-Worte mit immer mehr Vorbehalten behänge und sie damit schwer mache.
• Ob eine Schwermut, eine Krankheit an manchen Tagen das Leben zu einem lauten „Nein“ macht.
Wir hören jeden Tag viel „Nein“. Bisweilen zu viel.
Zu viel „Nein“ macht schwach. Wo sollten wir auch die Kraft hernehmen, dem „Nein“ unser „Ja“ zum Leben entgegen zu halten – ohne Vorbehalt, ohne Überforderung?
Darum haben wir Gottes Geist im Herzen: Der flüstert immerzu in uns: „Gott sagt Ja“. So erklingt in uns das göttliche „Ja“ als der wohltuende, der heilsame Grundton unseres Lebens.
Was für ein Privileg! Durch den Geist trägt Gottes „Ja“, also Jesus Christus, uns weit über das Mittelmaß des „Okay“ hinaus.
Wir, wir tragen zunächst nichts dazu bei. Auch kein eigenes „Ja“. Unsere Zustimmung könnte Gottes grundlegendem „Ja“ nichts hinzufügen. Wir antworten darum ausschließlich mit „Amen“. „So sei es.“ Das genügt.
Gottes „Ja“ und unser „Amen“, Gott und Mensch verbinden sich in Christus und im Christfest.
Erst von diesem „Amen“ aus fangen wir auch selbst an „Ja“ zu sagen. Erst von diesem „Amen“ aus kommen wir hinaus über unser „Okay“, mit dem wir uns die Möglichkeit des „Nein“ vorbehalten.
So geben wir Gottes „Ja“ weiter. So sagen wir’s weiter. Oder singen es weiter. Mit dem Lied Nummer 82 im neuen Gesangbuch fangen wir gleich damit an. Okay?
LIED Suchen und fragen, hoffen und sehn; NL 82
An dieser Predigt haben mitgeschrieben: Uwe Ebbinghaus (FAZ, 29. Oktober 2011, S. Z1), Gerhard Ebeling, Eberhard Jüngel, Torsten Sträter (https://www.youtube.com/shorts/J9Qnrj-XGvM, abgerufen am 30.08.2025)
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