Ewigkeitssonntag / Totensonntag (26. November 2023)

Autorin / Autor:
Pfarrerin Silke Bauer-Gerold, Albstadt-Onstmettingen [Silke.Bauer-Gerold@elkw.de]

2. Petrus 3,3–13

IntentionDie Predigt nimmt den Charakter des Sonntags als Ewigkeitssonntag ernst. Die Aussage »… von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten« lässt die meisten Menschen ratlos zurück. Was haben Christen den Spöttern entgegenzusetzen? Die Predigt wirbt darum, am Glauben an die Wiederkunft Christi festzuhalten, weil darin Gottes Liebe zu seinen Menschen vollkommen erscheinen wird.

Liebe Gemeinde,
heute ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Wir begehen ihn als Ewigkeitssonntag. Viele von Ihnen sind gekommen, weil sie sich von einem vertrauten Menschen verabschieden mussten in den letzten zwölf Monaten. Ihre Trauer über den Verlust ist noch nicht vorbei. Es tut noch weh. Doch sicher kamen Ihnen in den letzten Monaten auch Erinnerungen an schöne Stunden, die Sie zusammen haben erleben dürfen, und an manche Herausforderung, die Sie gemeinsam gemeistert haben. Und mit dem Gefühl »Er oder sie fehlt mir so unendlich« kamen Ihnen möglicherweise auch die Fragen: »Wo ist er jetzt?« »Geht es ihr gut?« »Werden wir uns wiedersehen? ›Da drüben?!‹ – Falls es dieses Da-Drüben überhaupt gibt.«
Ein Gemeindeleiter namens Petrus schreibt in seinem Brief im 3. Kapitel von den Letzten Dingen. Und er schreibt davon, was wir Christen zuletzt erwarten können. Er nimmt das Schicksal eines jeden einzelnen Menschen hinein in das große Ganze, das Gott mit seiner Schöpfung vorgesehen hat.
Lassen Sie uns Worte aus 2. Petrus 3,3–13 als Wort Gottes hören:

„Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.
Denn sie wollen nichts davon wissen, dass der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte durch Gottes Wort; dadurch wurde damals die Welt in der Sintflut vernichtet. So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein.
Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, wenn die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Christen werden Spott ertragen müssenDie Christenmenschen, denen Petrus schreibt, sind in Not. Das, was sie vom Ende erwarten, wird vom Umfeld belächelt und mit Spott abgetan: Wiederkunft Christi?! Ende der Welt?! Jüngstes Gericht?! Himmel und Erde werden vergehen?! Ich soll Rechenschaft ablegen?! Wieso ich?! Vor wem und warum?! – Die spinnen doch die Christen! Landläufige Meinung früher wie heute.
Es werden Spötter auftreten in den letzten Tagen, weiß Petrus. Das wird unausweichlich sein. Menschen, die nach ihren eigenen Begierden leben und die denken, es werde immer so bleiben, können gar nicht anders als darüber spotten, dass einmal eine große Wende kommen werde. Wer nur darauf aus ist, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, sucht sein Heil nur in dieser Welt und unter ihren Bedingungen. Dafür, dass Christus wiederkommen wird, hat er kein Ohr. Diese Vorstellung erscheint ihm lächerlich. Wer wird schon – gläubig oder nicht gläubig – sich auf ein kommendes Gericht freuen, in dem er oder sie Rechenschaft über sein Leben ablegen muss und es dann auch noch Konsequenzen gibt?!

Das glaubst du ja wohl selbst nicht!Stellen wir uns vor: Petrus und die Spötter sitzen beim Feierabendbier oder Feierabendwein beieinander und diskutieren.
Die Spötter fragen: »Glaubst du immer noch, dass Jesus wiederkommen wird? Kommt er noch oder bleibt er aus? Einer nach dem andern stirbt weg. Und nichts ändert sich? Es ist alles beim Alten geblieben.«
Petrus erwidert: »Erinnert euch doch an Noah. Alle haben über ihn gelacht, als er auf dem Trockenen ein Schiff baute. Und dann kam sie doch, die Sintflut. Und keiner lachte mehr.«
»Ja, aber«, so antworten die Spötter »nach der Sintflut versprach Gott, nie wieder eine Sintflut kommen zu lassen, die die Erde verderbe.«
Petrus muss zugestehen: »Stimmt. Eine Sintflut dieses Ausmaßes kommt nicht mehr über die Erde. Aber Noah redete vom Wasser. Jetzt reden wir nicht über Wasser, sondern über Feuer. Und diesmal reden wir nicht von einer Überflutung, die wieder vergeht. Wir reden vom Weltuntergang. Himmel und Erde werden vergehen. Beim Endgericht durch das Feuer kommt das totale Ende der gesamten Schöpfung: ›Dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen. Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein. So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.‹«
Die Reaktion der Stammtischrunde können wir uns ausmalen: »Alles klar, Petrus. Das glaubst du ja wohl selbst nicht!«

Wie lange müssen wir noch warten?Ein Kind kommt hinzu und zupft Petrus am Ärmel:
»Petrus, wie lange dauert es noch? Wie lange muss ich das alles noch aushalten? Meine Spielkameraden hänseln mich, weil ich Christ bin, weißt du? Und mein Opa, der sehr an Jesus geglaubt hat, ist schon gestorben und Jesus ist nicht wiedergekommen?«
»Bub, bei Gott gilt: Tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine einzige Nacht. Gott rechnet anders. Wenn vor Gott tausend Jahre nur wie ein rasch vergangener Tag sind, dann kommt der Herr bald, in ein paar kurzen Tagen, auch wenn es uns vorkommt wie Jahrhunderte.«
»Warum zögert er so? Mir wird das Warten lang. Ich sehne mich danach, dass Jesus wiederkommt. Wir Christen haben es so schwer. Wann hört das endlich alles auf?!«, jammert das Kind.
»Gott ist nicht säumig, Junge. Zu Gott gehört Großmut, Langmut, Geduld. Du darfst bei deiner Unzufriedenheit, nicht vergessen, dass der Tag Gottes, den du herbeisehnst, auch Erschrecken mit sich bringt. Die Verzögerung, so wie du es nennst, ist eine Chance. Weißt du, ob du auf der richtigen Seite bist? Kannst du mit Sicherheit sagen, dass das Gericht in deinem Sinne ausgehen wird? Gerade als Jünger Jesu solltest du tiefes Erbarmen mit denen haben, die zu verderben drohen, und dich daher an Gottes großmütigem Warten freuen, weil du es vielleicht selber auch nötig hast. Wer weiß!? Aber eines kann ich dir sagen: Der Tag ist gewiss. Wann er kommt, kann niemand voraussagen. Der Tag kommt wie ein Dieb.«

Des wird net bloß nettDie Leute am Feierabendtisch schalten sich wieder ein: »Petrus, wir können uns ja schon vorstellen, dass du den Gedanken, dass Jesus wiederkommt, nett findest, aber …«
Petrus fällt den Männern ins Wort. Galiläisch-schwäbisch rutscht es ihm raus: »Des wird net bloß nett, wenn der Herr Jesus wiederkommt.«
Zum Buben gewendet: »Wenn es so kommt, wie wirst du dann bis dahin leben? Wirst du dein Leben so führen, dass du bereit bist, wenn das alles kommt und wenn du vor Christus stehst?«
Wir einzelne Menschen können nicht alles von Grund auf neu machen. Das kann nur Gott selbst. Und er hält an seinem Ziel fest. Er wird alles neu machen, Himmel und Erde. Dann wird Gerechtigkeit sich ausbreiten. Die Verlorenen werden gerettet sein, die Kranken geheilt, die Traurigen getröstet, die Verirrten haben heimgefunden.

Die Freude Gottes an seinen Menschen»Und was heißt das für mich?«, fragt der Junge.
Petrus antwortet: »Halte dir jeden Tag vor Augen, wie glücklich du sein wirst, wenn du mit unzähligen anderen auf einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde wohnen darfst, in welcher Gerechtigkeit wohnt. Oder macht dir etwa alleine spielen Spaß? Ist es nicht schöner mit anderen zusammen? Gerechtigkeit wird auf der neuen Erde residieren und alles auf ihr ordnen und gestalten. Bewahre in deinem Herzen, was der Seher Johannes gesehen hat, als Gott ihm einen Blick in den neuen Himmel und die neue Erde gewährt hat.«

»Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem,
von Gott aus dem Himmel herabkommen,
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach:
Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!
Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein,
und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.
Und der auf dem Thron saß, sprach:
Siehe, ich mache alles neu!
Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte
sind wahrhaftig und gewiss!
Und er sprach zu mir:
Es ist geschehen. Ich bin das A und das O,
der Anfang und das Ende.
Ich will dem Durstigen geben von der Quelle
des lebendigen Wassers umsonst.
Wer überwindet, der wird dies ererben,
und ich werde sein Gott sein
und er wird mein Sohn sein.« (Offenbarung 21,1–7)
Amen.


Autorenfoto: Karina Eyrich

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